Italiens verbitterter Wahlkampfmodus
Rom/Frankfurt a. Main [ENA] Am 25. September wählt Italien nach dem Sturz der Draghi-Regierung, leider wie so oft verfrüht, ein neues Parlament. Die italienischen Bürger-Innen, die im Ausland leben, könnten diesmal das Zünglein an der Waage werden. Die Säulen einer gesunden Politik hängen wahrlich am seidenen Faden.
Die extrem kurze Wahlkampfmaschinerie und dies bei rekordverdächtigen hochsommerlichen Temperaturen, bringen Italiens Politikerriegen so manche Schuhsohlen, „ sofern sie noch welche haben“, zum Schmelzen. Doch wer in der medialen Welt die täglichen Geschütze an beispiellosen teuren Wahlversprechen verfolgt, denkt, es gäbe genügend Ziegen und Kühe, die auf "Trentino-Südtirols Almen" gefüttert und am römischen Regierungstor gemolken werden. Ja, hier ahnt man Schlimmes: Sollten die gegenwärtigen Umfragen stimmen, könnte Italien nach anderthalb Jahren der Stabilität unter dem Regierungschef Mario Draghi, ab Herbst schnell wieder zum größten Problemfall innerhalb der Europäischen Union werden.
Italien hat 945 Abgeordnete und Senatoren, eine absolut unangemessene hohe Zahl, im Vergleich mit anderen EU-Länder. Das Parlament hat nun beschlossen, die Zahl um ein Drittel zu reduzieren und diese von bisher 945 auf künftig 600 Senatoren und Abgeordnete. So spart "last but not least" die Regierung jährlich ca. 100 Millionen Euro. Nun, entsprechend groß ist das Stechen und Zocken in den Gremien. Die wahrhaft zerstrittenen Kleinparteien der Mitte versäumten leider die Reform einer politischen Kraftlounge zu schaffen. So könnte es zu einem Durchbruch der Rechten, unter Führung der national gesinnten „Fratelli d'Italia“ auf deutsch (Brüder Italiens), unter Ihrer Chefin Giorgia Meloni kommen.
Der scheidende Premierminister M.Draghi hat auf seiner „wohl“ letzten Sommer-Pressekonferenz sich eine Parodie dann doch nicht verkneifen können. „Er wünsche allen Kandidaten viel Glück, auf dass ihre schönen Träume wahr werden mögen“. Wer jetzt dem Volk das Gelbe vom Ei verspricht, wird wohl schnell an den politischen Realitäten auseinanderfallen. Man kann dem Volk viel versprechen – allerdings dies auch tun, steht meist doch nur in den Sternen. Das wiederum liegt in der Natur der Sache, vielleicht weniger der Mentalität, sondern der politischen Bildung.