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Mut zur Freiheit

Verantwortlicher Autor: Friedrich S. Lenz Neustadt, 15.05.2022, 14:30 Uhr
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Graffiti Street-Art-Künstler Buja
Graffiti Street-Art-Künstler Buja  Bild: Fotos © Lenz

Neustadt [ENA] Als Sternstunde für die Forderungen nach Freiheit und nationaler Einheit erklang bei der Demonstration zum Hambacher Schlossberg am 27. Mai 1832, somit vor 190 Jahren, der Ruf der Menschen: "Hinauf Patrioten, zum Schloss, zum Schloss!" Diese Demonstration ist noch heute im 21. Jahrhundert bedeutsam.

Das sog. Hambacher Fest von 1832 bei Neustadt (a.d.H.) (heute: a.d.W) war seinerzeit die größte politische Massenveranstaltung. Etwa 20.000 bis 30.000 Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten versammelten sich, um ihren Forderungen nach Freiheit und nationaler Einheit Nachdruck zu geben. Die schwarz-rot-goldene Flagge war das Symbol einer politischen Bewegung, die ihr Recht auf Volkssouveränität einforderte. Die Protagonisten waren der Jurist Philipp Jakob Siebenpfeiffer aus Lahr und der Journalist Johann Georg August Wirth aus Hof/Saale.

Mit einer fulminanten Rede an die versammelten Menschen eröffnete am 27. Mai 1832 Philipp Jakob Siebenpfeiffer das Hambacher Fest, und rief dazu auf, dass die Deutschen sich nicht mehr wie Knechte unter dem Joch ihrer Fürsten beugen sollten. Er selbst erlebte als Verwaltungschef im Saarland das Leiden der Menschen unter Missernten, Hungersnöten und Epidemien. Er scheute sich nicht, bei seinen Regenten Max I. Joseph und Ludwig I. persönlich auf soziale Reformen zu drängen. Als Dichter schreibt er: "Krank der Adel, es bäumt sich der Esel, worauf er geritten" und "Krank auch mancher Regent aus Furcht vor dem Fieber der Freiheit".

Nach Siebenpfeiffer richtete der Journalist Johann Georg August Wirth seine Worte an die Demonstranten vor dem Hambacher Schloss. Er schwingt das Schwert des im Januar gegründeten Pressevereins, und lässt "die vereinigten Freistaaten Deutschlands, das konföderierte republikanische Europa" hochleben. Er forderte klar und deutlich, „einige entschlossene Männer sollten die gemeinsame Leitung der deutschen Opposition übernehmen.“

"Auch in den anderen Landschaften an Ober- und Mittelrhein wurden zur selben Zeit überall, offenbar nach Verabredung, Volksversammlungen abgehalten", so der Historiker Heinrich von Treitschke. Als Preuße resümierte er, "der Frühling war so schön, der Verkehr so leicht, der Wein so wohlfeil und das deutsche Elend unbestreitbar schwer. "Jene Hambacher Tage waren der letzte Termin, den die Göttin Freiheit uns gewährte", seufzte Heinrich Heine resigniert.

Vom 27. bis 29. Mai 2022 feiern die Stadt Neustadt an der Weinstraße und die Stiftung Hambacher Schloss unter dem Motto „Mut zur Freiheit“ das erste Demokratiefest. Rund um den 190. Jahrestag des bedeutendsten historischen Ereignisses in Neustadt gibt es ein Familienprogramm an den Originalorten des Hambacher Festes von 1832: auf dem Marktplatz, auf dem Weg zum Schlossberg und auf dem Hambacher Schloss selbst. An den beiden Seiten des nördlichen Zugangs zur Neustadter Saalbau-Unterführung sind die Graffiti des Street-Art-Künstlers René Burjack (Buja) zu sehen. Fotos: © www.lenz.en-a.ch

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